Stabile Umsätze, sichere Jobs: Deutsche Unternehmer sind trotzdem pessimistisch

Sage Software GmbHSage Business Index spiegelt Stimmungsbild der KMU wider.

Die Zuversicht der Mittelständler in die globale Wirtschaft sinkt weltweit. Auch der deutsche Mittelstand reiht sich in die Riege der Pessimisten. Dabei geht es den Unternehmen hierzulande weitestgehend gut. Die Jobs im deutschen Mittelstand sind momentan so sicher wie in keinem anderen der insgesamt 15 befragten Länder. Zudem sind die Umsätze in der Mehrzahl der deutschen Betriebe stabil.

Das zeigt der aktuelle Sage Business Index. Im Auftrag des Software-Herstellers Sage befragte das Marktforschungsunternehmen Populus über 10.000 teilnehmende Betriebe aus 15 Ländern zu ihrer aktuellen Stimmung hinsichtlich der globalen und nationalen Lage sowie zur Sicht aufs eigene Unternehmen. Rund 800 der Befragten stammen aus deutschen Firmen. Vorwiegend kamen die Teilnehmer aus dem Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Seit zwei Jahren analysiert Sage halbjährlich die Stimmungslage im deutschen und internationalen Mittelstand. Dabei wird bei der Befragung eine einfache Skala genutzt. Auf dieser bedeutet 0 einen starken Rückgang der Zuversicht, 100 steht für eine starke Steigerung.

Wenig Zuversicht in die globale Wirtschaftslage
Die Erhebung zeigt eines deutlich: Das Vertrauen in die globale Weltwirtschaft ist so niedrig, wie seit Beginn der Erhebung des ersten Sage Business Index im Februar 2011 nicht: Seither sank die Zuversicht mittelständischer Unternehmen auf der ganzen Welt in Hinblick auf die globale Wirtschaft von 52,13 auf 42,59 Indexpunkte im September 2012. Die Stimmung ist damit seit 2011 so schlecht wie nie und liegt weiter im negativen Bereich. Auch bei den deutschen Befragten verschlechterte sich der Wert. Lag er bei der ersten Erhebung im Februar 2011 noch bei 61,07 Indexpunkten, beträgt er im September 2012 nur noch 44,04 Punkte und ist damit zum dritten Mal in Folge gesunken.

Euroländer haben wenig Vertrauen in ihre nationalen Märkte
Was die Einschätzung der Entwicklung der nationalen Wirtschaft angeht, gibt es ebenfalls eine Verschlechterung der Indexwerte. Die Stimmung in allen 15 Ländern zusammengefasst ergibt einen durchschnittlichen Index von aktuell 42,47 (vgl. März 2012: 47,26) und ist damit ebenfalls das dritte Mal negativ. Am schlechtesten bewerten Portugal (23,55), Spanien (31,7) und Frankreich (33,36) die Zuversicht in ihre nationale Wirtschaft. Dabei zeigt sich ein Trend: Je weiter man sich von Europa entfernt, desto besser werden die Werte. Eine Ausnahme bildet nur die Schweiz. Dort blicken die Befragten leicht positiv auf die eigene Wirtschaft mit einem Index von 51,2. (51,2). In Kanada (53,82), Brasilien (59,67), Malaysia (50,08) und Singapur (53,88) – weit weg von der Eurokrise – herrscht eine durchweg positive Stimmung. Diese Zuversicht in den eigenen Markt teilen die Deutschen erstmals nicht. Der Index fiel in der aktuellen Befragung das erste Mal in den negativen Bereich von 52,08 im März 2012 auf aktuell 47,94.

Positiver Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens
Wenngleich die Stimmung auf die globale und nationale Wirtschaftslage überwiegend negativ ausfällt: Die Sicht auf das eigene Unternehmen ist in 12 von 15 Ländern positiv. Danach gefragt, ob mehr oder weniger Zuversicht in die Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden sechs Monaten besteht, lag der Index nur in Frankreich (45,55), Spanien (48,12) und Portugal (41,06) im negativen Bereich. Stimmungsspitzenreiter sind Brasilien (70,31), Malaysia (67,2) und Südafrika (64,19). Deutschland liegt mit einem soliden Index von 57,81 im Mittelfeld (vgl. März 2012: 59,07).

Umsatz- und Mitarbeiterzahlen in Deutschland am stabilsten
Nach der Umsatzentwicklung des vergangenen halben Jahres gefragt, sind die Einnahmen nach Einschätzung von 27 Prozent aller Befragten weltweit eingebrochen (vgl. September 2011: 23 Prozent). Ihre Einnahmen steigern konnten nur 31 Prozent der globalen Mittelständler (vgl. September 2011: 35 Prozent). Die deutschen Mittelständler stehen im Vergleich gut da. Dreiviertel der Befragten gaben an, ihre Umsätze beibehalten (41 Prozent) oder sogar gesteigert zu haben (34 Prozent). Unter den europäischen Ländern ist Deutschland damit an der Spitze.

Ähnliches gilt für die Frage, ob die Mitarbeiterzahl gestiegen, gleich geblieben oder gesunken ist. 90 Prozent der deutschen Befragten haben die Angestelltenzahl halten (64 Prozent) oder sogar steigern (26 Prozent) können. Damit ist Deutschland Spitzenreiter in der Welt. Insgesamt zeigt sich allerdings in den vergangenen sechs Monaten eine stabile Lage am Arbeitsmarkt. So gaben 88 Prozent der Befragten in den USA, Malaysia, Brasilien und der Schweiz an, mehr oder gleich viele Mitarbeiter zu haben wie im März 2012. Alle anderen Länder liegen leicht unter dieser Angabe. Die niedrigste machte Spanien mit 73 Prozent.

Mehrheit prognostiziert ein Europa der zwei Geschwindigkeiten
Neben der Stimmungslage hat Populus im Auftrag von Sage auch explizit nach den Auswirkungen der Eurokrise auf das eigene Geschäft gefragt. 23 Prozent der weltweit Befragten konnten keinen Einfluss feststellen. Eine Beeinträchtigung sehen 39 Prozent. Als massiv werten 28 Prozent den Einfluss der Eurokrise auf ihr Unternehmen.

Obwohl Deutschland insgesamt hinsichtlich der Umsatz- und Mitarbeiterzahlen gut dasteht, glauben Dreiviertel der deutschen Unternehmer, dass die Eurokrise ihr Geschäftsklima beeinträchtigt habe. 27 Prozent schätzen diesen Einfluss als massiv ein. Diesen Eindruck teilt zum Beispiel Mark Fehling, Geschäftsführer der Fehling GmbH und seit über 25 Jahren Sage-Kunde, nur teilweise. Über seinen Online-Shop vertreibt der Unternehmer aus Haiger Elektroinstallationsgeräte, Leuchten, Leuchtmittel, Haushaltswaren und Gartengeräte/-zubehör an derzeit über 100.000 Kunden. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist aktuell weitestgehend abgekoppelt von der Eurokrise. Es sind vielmehr die bürokratischen Hürden sowie der Fachkräftemangel, die es deutschen Unternehmern schwer machen“, beobachtet Fehling, der auch an der Befragung zum Sage Business Index teilgenommen hat.

Nach der Zukunft der Eurozone gefragt, gab die Mehrheit aller Befragten (40 Prozent) an, dass sich ein Europa der zwei Geschwindigkeiten entwickeln wird. Keine Änderung sehen 15 Prozent, während 16 Prozent glauben, dass die Länder mit den meisten Schulden die Eurozone verlassen werden. Eine Minderheit von sieben Prozent der Befragten prognostiziert den Zerfall der Eurozone.

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